Ein Sessel und ein Sofa stehen symbolhaft für Psychologische Beratung und Psychotherapie

Was ist der Unterschied zwischen psychologischer Beratung und Psychotherapie?


Im Dschungel der Hilfsangebote ist es garnicht so einfach sich zurecht zu finden. Vielleicht hast du dich schonmal gefragt: Was ist der Unterschied zwischen einer psychologischen Beratung und einer Psychotherapie? Und welche psychologische Hilfe ist wann die Richtige? In diesem Artikel geht es um inhaltliche und formale Ähnlichkeiten und die Abgrenzung dieser beiden Bereiche.

Die Diagnose als wesentlicher Unterschied zwischen psychologischer Beratung und Psychotherapie

Psychologische Beratung und Psychotherapie sind Bereiche, die sich inhaltlich und methodisch überlappen. Sie sind also nicht haarscharf voneinander abzugrenzen.

Per Definition ist die Behandlung einer psychischen Störung mit sogenanntem ‘Krankheitswert‘ eine Psychotherapie. Eine Psychotherapie ist also eine Krankenbehandlung und darf nur von psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeut*innen oder Heilpraktiker*innen für Psychotherapie durchgeführt werden. Dafür ist zu Beginn persönlicher Face-to-Face Kontakt vorgeschrieben. Eine reine Online Therapie ist nicht erlaubt.

‘Krankheitswertige Störung‘ heißt, dass die Symptome in ihrer Art und Dauer einer Diagnose dem internationalen Klassifizierungssystems ICD-10 entsprechen. So sind zum Beispiel ‘Sozialer Rückzug‘ oder ‘Interessensverlust‘ Symptome. Wenn unterschiedliche Symptome über einen gewissen Zeitraum zusammen kommen, dann entsprechen sie vielleicht einer Diagnose laut ICD-10. Eine Psychiatrische Diagnose ist dann beispielsweise eine ‚leichte depressive Episode‘, eine ‚generalisierte Angststörung‘ oder ‘Anpassungsstörung mit depressiver Reaktion‘.

Die Diagnose stellt der*die Therapeut*in dem er*sie verschiedene Informationen abfragt. Du musst also nicht selbst einordnen können, ob deine Beschwerden oder Sorgen in einen krankheitswertigen Bereich fallen.

Der Mensch gehört in den Mittelpunkt

Meines Erachtens ist es aber auch in einer Psychotherapie sinnvoll den Menschen mit seinem Erleben im Mittelpunkt zu sehen und nicht die Diagnose. (Hier kannst du mehr über mich, meinen Ansatz und Soulmates erfahren). Es ist als Therapeut*in zwar wichtig über psychopathologisches und diagnostisches Wissen zu verfügen, aber im Kontakt sollte es eher im Hintergrund mitlaufen, als das eine Mensch auf seine Symptome reduziert wird.

Psychologische Beratung: In der Krise aber nicht krank

Es gibt zahlreiche Lebenssituationen, die mit einem großen Leidensdruck einhergehen können und doch (noch) nicht den Kriterien einer Erkrankung entsprechen, beispielsweise weil die Beschwerden noch nicht lange genug andauern und ein Zeitkriterium nicht erfüllt ist. Du hast vielleicht schon selbst erlebt wie belastend zum Beispiel Liebeskummer, eine schwierige Trennung, Probleme im Job oder ein Todesfall sein kann. Solche Belastungen könne zu emotionalen Krisen führen.

Im Gegenzug gibt es psychische Störungen, die einen Menschen schon sehr lange begleiten und ihm*ihr manchmal als Teil des Selbst erscheinen. Das kommt zum Beispiel manchmal bei einer Dysthymia, einem dauerhaften durchgängigen depressiven Erleben, vor. Auch bei Persönlichkeitsstörungen, deren Symptome per se in der Jugend entstehen und über die Zeit stabil sind, werden Symptome zu der eigenen Persönlichkeit gehörend erlebt.

Konkreter Rat bei konkreten Konflikten und Belastungen

Psychologische Beratung richtet sich nicht auf die Behandlung einer Erkrankung, sondern auf Lebensthemen, bzw. auf Konflikte aus verschiedenen Lebensbereichen. Deswegen ist es auch keine Kassenleistung. Zu diesen Lebensbereichen und Themen gehören Beziehung, Familie, Umbrüche und Verluste, sexuelle Orientierung und Beruf/Mobbing. Es gibt zu vielen Themen Beratungsstellen, die größtenteils kostenfrei oder gegen Spende Beratungsgespräche anbieten. Auch in privaten psychotherapeutischen Praxen wird Beratung oft angeboten. ZUdem gibt einen einen großen Online Markt. ‚Psychologischer Berater‘ ist keine geschützte Berufsbezeichnung. So darf sich jeder nennen und jeder darf es anbieten, solange man sich nicht an Menschen mit einer Erkrakung richtet.

,Wie es im Wort BeRATung schon drin steckt, beinhaltet sie eher strukturierten Rat und Wissensvermittlung über zwischenmenschliche und psychische Prozesse –  Jedoch ist Psychoedukation (Wissensvermittlung über psychische Erkrankungen) genauso Teil einer Psychotherapie.

Coaching startet eher an einem Punkt, wo man schon weiß wo man hin will, richtet sich an Gesunde und bedient sich generell mehr strukturierter Übungen.

Eine Psychotherapie ist in der Tendenz vielleicht eher ein längerer, noch individuellerer Prozess, da die sichere Beziehung zwischen Klient*in und Therapeut*in eine besondere Bedeutung als Wirkfaktor hat. Sie bietet den Rahmen, in dem auch sehr schwieriges inneres Erleben angeschaut und im eigenen Tempo neue Erfahrung gemacht werden können.  

Der Unterschied zwischen psychologischer Beratung und Psychotherapie mal veranschaulicht

Ob Beratung oder Therapie, ein Anliegen mit oder ohne Diagnose, die innere Dynamik ist oft gleich und nur die Ausprägung unterschiedlich.

Das kann man sich als Beispiel so vorstellen, wie eine vollgerümpelte Abstellkammer in der eigenen Wohnung oder ein zugestellter Keller – das gesellschaftlich als ’normal‘ und ‚gesund‘ gilt. Eine dauerhaft vollgerümpelte Wohnung, in der man sich aber kaum noch bewegen kann, würde als ‘krankheitswertig‘ gelten. Die Dynamik der Unordnung an sich und der Aufräum-Prozess ähneln sich grundsätzlich.


Da belastende Lebenssituationen der Auslöser für psychische Erkrankungen sein können, ist eine Unterstützung in Form einer psychologischen Beratung eine gute Prävention.