Wie eine diffuse dunkle Wolke hängen sie über uns und machen ein mulmiges Gefühl in der Magengegend: Befürchtungen, sorgenvolle Gedanken, ängstliche Stimmung. Sie nehmen uns Schwung und Motivation.
Angst ist wichtig
Zunächst: Angst ist erst einmal etwas Gutes. Sie ist eine biologische Schutzfunktion und warnt uns vor Gefahren. Ohne Angst könnten wir nicht überleben. Erst wenn die Angst unproportional groß ist, uns einschränkt, hindert unser Leben zu leben oder zur Haupttriebfeder unserer Handlungen wird, wirkt sie schädlich. Angst ist ein schlechter Motivator. Es ist also gut, dass es sie gibt, oft ist sie ein wichtiges Warnsignal, macht uns aufmerksam und vorsichtig. Aber sie sollte nicht der Chef sein, wenn es um Entscheidungen geht.
Es bringt nichts, sich gegen die Angst zu stemmen
Wie bei allen negativen Gefühlen, bringt es wenig sich dagegen zu stemmen. Es ist ein normaler Impuls Unangenehmes ‚weg haben zu wollen‘. Der Versuch des Wegdrückens ist so erfolgversprechend, wie einen Ball unter Wasser zu drücken. Irgendwann lässt die Kraft nach und der Ball schießt umso höher, je tiefer wir ihn herunter gedrückt haben.
Katastrophengedanken und Vermeidung
Sich katastrophisierenden Gedanken und ängstlichen Gefühlen hinzugeben, ist ebenfalls nicht hilfreich. Das füttert den Drachen und lässt ihn wachsen.
Vertrackt ist es auch mit der Vermeidung der vermeintlichen Gefahr. Diese hält die Angst gerade in Stand. Unser Gehirn macht uns weis durch die Vermeidung
nochmal davon gekommen zu sein, die Angst also begründet war und manifestiert sie auf diese Weise.
Was können wir also tun, wenn die fiese Angstwolke über uns hängt?
1. Den angstvollen Gedanken zu Ende denken
Sich die Dinge, Motive und Vermutungen genau anzusehen, ist eine gute Idee. Aber was ist, wenn ich scheitere?, sagt die Angst zum Beispiel. Ja, was ist denn dann? Am Ende des Lebens bereuen wir nicht, worin wir gescheitert sind, sondern nur das, was wir erst gar nicht gewagt haben!
Was wäre denn genau, wenn das Befürchtete eintritt? Konkrete Herausforderungen lassen sich, im Gegensatz zu diffusen Sorgen, schrittweise handhaben und meistern!
2. Innere ‚Wahrheiten‘ überprüfen
Welche Gedanken, beziehungsweise Kognitionen bestimmen meine Realität? Ist es wirklich die einzig mögliche Wahrheit? Ist es hundertprozentig sicher, dass es schiefgehen wird? Bestimmt es wirklich meinen Wert als Person, wenn ich in dem Einen scheitere oder von jemandem abgelehnt werde? Bewertest du andere auf diese Weise andere? Nein? Dann bleibe auch fair mit dir selbst.
3. Positive Bilder erschaffen
Wenn ich mich auf das Negative fokussiere, dann gebe ich meine Energie in
die befürchtete Szenerie. Wie beim Zielen mit einem Dartpfeil peile ich
das Unerwünschte an. Ich verursache mir zudem negative Gefühle, verkrampfe und verliere den Kontakt mit meiner Kraft.
Ich erschaffe unbewusst das Befürchtete selbst, beziehungsweise erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass es eintritt. Wenn ich mir ein genaues Bild von meinem erwünschten Ziel ausmale, komme ich ihm dahingegen damit sofort ein großes Stück näher.
4. Eine hilfreiche innere Stimme entwickeln
Das, was wir uns selbst sagen, hat einen großen Einfluss darauf wie wir uns
fühlen und wie wir handeln. Der Gedanke, ‚Das wird schiefgehen!‘ führt
eher dazu, dass wir es garnicht erst ausprobieren.
Eine Satz wie ‚Ich habe das Recht es zu versuchen!‘ führt beispielsweie zu einem besseren Gefühl und zu Aktion. Diese Gedanken, die Selbstverbalisationen genannt werden, laufen automatisch in sekundenschnelle ab. Aber wir können anfagen sie zu bemerken und ihnen, falls nötig, bewusst einen hilfreichen Satz entgegensetzen.
Also: Sich mit seinen Stärken verbinden! Das Erwünschte anpeilen, die als
ungünstig erkannten Kognitionen in positive Gedanken umformulieren und
sich so selbst ermutigen!
Erinnere Dich, was Du schon alles geschafft hast! Welche Herausforderungen hast Du in deinem Leben schon gemeistert? Welche Unterstützung hast Du schon bekommen? Male Dir den gewünschten Ausgang genau und realistisch aus!
5. Es angehen und den Drachen küssen
Wenn wir davon ausgehen, dass in jeder schwierigen Situation eine Chance liegt zu wachsen, wird deutlich: der Weg ist da wo die Angst ist!
Dort liegt das Potential für wesentliche Entwicklung. Also nicht weg von dem Unangenehmen, sondern hin und den Drachen küssen.
Mut ist nicht etwas ohne Angst zu tun, sondern trotz der Angst.
Also fühle die Angst um mach es trotzdem!
Jede Erfahrung, in der wir uns unserer Angst stellen und sie überwinden, stärkt unser Selbstvertrauen und nimmt ihr die Macht.
5.1/2 Als kleiner Extra-Tipp: körperliche Wahrnehmung umdeuten
Angstgefühle gehen meist mit körperlichen Phänomenen, wie feuchte Hände,
Herzklopfen oder unruhigem Gefühl im Bauch, einher – genauso ist es bei
Aufregung. Es kann sehr hilfreich sein diese Wahrnehmungen nicht als
Angst, sondern als schöne, aufregende Vorfreude zu interpretieren. Angst macht Angst. So eine Umdeutung verhindert, dass wir weiter angstverstärkende Gedanken und Assoziationen damit zu verknüpfen und sie damit weiter füttern. Der Zustand wird sofort erträglicher.
Je nachdem wie ausgeprägt die Angst ist, bedeutet jahrelang verfestigte Gedankenstrukturen und Vermeidungsmuster zu verändern Arbeit. Wenn es Dir schwierig erscheint und Du den Eindruck hast, deine Ängste haben einen sehr großen Einfluss in Deinem Leben, dann kann dich eine professionelle therapeutische Unterstützung effektiv auf deinem Weg durch die Angst leiten.
Tina- soulmates