Umgang mit Kritik, die Geschichte mit dem Esel

Die Geschichte mit dem Esel, oder warum wir es nicht jedem recht machen können


Mit Kritik umgehen zu können, ist ein Zeichen von Selbstsicherheit. Im Idealfall können wir uns das Vorgetragene in Ruhe anhören und erwägen ob es darin Aspekte gibt, die wir als sinnvolle Anregung annehmen wollen oder nicht. Je emotionaler die Kritik vorgetragen wird, desto mehr ist es ein Hinweis darauf, dass das Thema mit dem Kritiker zu tun hat und weniger mit uns. Je emotionaler wir darauf reagieren, desto mehr weist es auf eine Unsicherheit in uns.
Wir sind da besonders verwundbar, wo sich ein Teil von uns mit dem Kritiker verbindet und auf deren Seite stellt, wo wir ihm heimlich zustimmen und dies zu verbergen versuchen.
Der Versuch den Schmerz, den Kritik hervorruft dadurch zu vermeiden es allen recht zu machen, ist ein vergebliches Vorhaben.
Hierzu die Geschichte mit dem Esel:

Ein Vater und Sohn müssen eine weite Strecke mit einem Esel zurücklegen.

Der Vater setzt den Sohn auf den Esel und geht selbst zu Fuß.

Da gehen ein paar Leute vorbei und sagen: „Schau dir den egoistischen Sohn an! Der sitzt bequem auf dem Esel, während sein alter Vater zu Fuß gehen muss!“.

Der Sohn schämt sich und lässt seinen Vater auf dem Esel reiten, während er selbst zu Fuß geht.

Es kommen ihnen Menschen entgegen die meinen: „Habt ihr das gesehen? Der Vater lässt seinen armen Sohn zu Fuß gehen, während er faul auf dem Esel sitzt!“.

Da schämt sich der Vater und bittet seinen Sohn zu sich auf den Esel.

Sie treffen auf Leute die entsetzt ausrufen: „Oh nein, schaut euch diese Tierquälerei an! Sitzen die zu zweit auf dem armen Tier!“.

Beschämt steigen Vater und Sohn ab, in der Hoffnung es nun richtig gemacht zu haben.

Da hören sie am Wegesrand ein paar Leute lauthals lachen:“ Seht euch die zwei Dummköpfe an! Die gehen diesen schweren Weg zu Fuß und denken nicht daran auf dem Esel zu reiten!“

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Letztlich ist es unabdingbar zu akzeptieren, dass wir Kritik nicht vermeiden können. Jede Situation kann von verschiedenen Seiten betrachtet und unterschiedlich bewertet werden. Um voran zu kommen müssen wir uns für eine Position entscheiden, wohl wissend, dass diese auch kritisiert werden kann. Je mehr wir bereits für uns unterschiedlichen Sichtweisen hinterfragt und beantwortet haben, desto sicherer wird unsere Position.

Das Wichtigste ist jedoch, dass wir uns  für unsere eigene Seite entscheiden und uns hinter uns selbst stellen. Es geht um den freundlichen Austausch mit unserem eigenen inneren Kritiker, der der einzig Machtvolle im Geschehen ist, und der Entscheidung für uns. Dann kann uns Kritik von außen nicht treffen oder aus dem Takt bringen.
In diesem Sinne: ‚No one can hurt you without your permission.’

 

Tina - soulmates