Psychologische Beratung, Therapie

“Pass gut auf dich auf!“ So triffst du gute Entscheidungen


Noch schnell ein paar Extraaufgaben im Job übernommen. Dem*r Freund*in zuliebe mit zu einer Veranstaltung gegangen, zu der man selbst nicht wollte. Sich als Belohnung Junk Food gönnen… Wann ist es richtig Unangenehmes auszuhalten, wann richtig Fünfe grade sein zu lassen? Wann stärkt es und wann schwächt es uns?

Selbstsicherheit: spüre deine Bedürfnisse und handele danach

In meiner Arbeit bei Soulmates ermutige ich meine Klienten, ihren Bedürfnissen zu folgen. Diese zu spüren und nach ihnen zu handeln ist die Grundlage für Selbstsicherheit.

Wenn ich mein Bedürfnis wahrnehme, bin ich mir meiner Selbst bewusst. Wenn ich danach handele, mache ich die Erfahrung, dass ich mich um mich kümmere.Ich bin es mir Wert. Wenn ich dies wiederholt tue, wächst die innere Sicherheit – was auch immer geschieht, ich werde mich um mich kümmern und auf mich aufpassen. Wenn ich weiß, dass ich an meiner Seite bleibe, kann ich mich auch in unsichere Situationen begeben.

Um Selbstsicherheit zu entwickeln, können wir, ganz banal, mit körperlichen Bedürfnissen wie Hunger oder Müdigkeit beginnen; wahrnehmen und danach handeln. Das scheint so selbstverständlich, aber wir haben oft gelernt über uns hinweg zu gehen. Zum Beispiel um nicht unangenehm aufzufallen oder weil wir die Bedürfnisse anderer über unsere stellen, weil wir denken sonst nicht gemocht zu werden. Das geht manchmal so weit, dass wir unsere Bedürfnisse gar nicht mehr fühlen.

Bleibe dein eigener Anwalt

Die Gewissheit sich selbst gut um sich zu kümmern, ist entscheidend für alle Lebensbereiche. Zum Beispiel ob wir uns auf eine Liebesbeziehung emotional einlassen können: Dies funktioniert  nur, wenn wir uns sicher sind, dass wir uns auch wieder heraus retten könnten, sollte es uns darin schlecht ergehen. Oder im Beruf mit etwas vorwagen: Mit der Gewissheit, als unser eigener Anwalt, an unserer Seite zu bleiben, auch wenn wir auf Kritik oder Ablehnung stoßen oder etwas nicht funktioniert. Nicht selten neigen Menschen mit geringerem Selbstwert dazu, sich sofort mit auf die Seite der Angreifer zu stellen uns sich fleißig mit abzuwerten. Manchmal tun wir das sogar schon, bevor eventuelle Kritik kommt. Dann versuchen wir erst garnicht unsere Pläne umzusetzen und sabotieren uns damit selbst.

Erkenne deine Motive

Nun wissen wir aber auch, dass wir um Dinge zu erreichen auch Unangenehmes aushalten müssen: Im Studium in den Prüfungsphasen, bei einer Trennung, wenn wir keinen Kontakt mehr aufnehmen, obwohl wir den Impuls verspüren, oder wenn wir einen Umzug bewerkstelligen.
Auch bei inneren Entwicklungsprozessen will die Angst, dass man sich ihr stellt. Ohne dem Konfrontieren unangenehmer Gefühle gibt es  keine Entwicklung. Bei sabotierenden inneren Mustern und emotionalen Problemem ist es oft besonders schwierig. Da wo der große Schmerz sitzt, fällt es besonders schwer hinzuschauen, beziehungsweise hinzufühlen.

Der Kommunkationswissenschafter und Psychotherapeut Paul Watzlawick beschrieb es so treffend in der Geschichte mit dem Schlüsselsucher:
Ein Betrunkener steht nachts unter einer Straßenlaterne und sucht und sucht nach seinem verlorenen Schlüssel. Als ein Passant dies sieht, bietet er seine Hilfe an und sie suchen gemeinsam. Nachdem sie nach einer ganzen Weile nichts finden, fragt der Helfer den Betrunkenen, ob er denn sicher sei, dass er den Schlüssel hier verloren habe. Dieser antwortete: ‚Nein, ich habe ihn vermutlich dort hinten verloren… aber da ist es so dunkel.“

Da wir Schmerz naturgemäß vermeiden, gehen wir von allein nicht dahin, wo wir gelernt haben, dass es weh tut. Das war in Zeiten, in denen wir wenig Handlungsspielraum hatten, meist in der Kindheit, auch lebensnotwendig.
Aber nur wenn wir heute  gefühlsmäßig der Sache auf den Grund gehen, ist es möglich unsere Motive zu erkennen und Veränderung für unser heutiges Leben zu bewirken. Daher ist dabei  therapeutische Unterstützung hilfreich, als Guide durch den Dschungel der Gefühle. Jemand, der Dich an den richtigen Stellen leitet, konfrontiert und schützt.

Wann etwas aushalten und wann dem Bedürfnis folgen?

Wie passt das nun zusammen: Seinen Bedürfnissen folgen und doch entgegen seiner Schutzmechanismen handeln? Es geht darum die Bedürfnisse und Motive dahinter zu unterscheiden und wie ein fürsorglicher Elternteil gegenüber dem eigenen inneren Kind zu handeln. Als fürsorglicher und verantwortlicher Elternteil kaufen wir unserem Kind nicht das fünfte Eis, auch wenn es dies unbedingt möchte und sorgen dafür, dass erst die Hausaufgaben gemacht werden, bevor es spielen darf. Wir schicken es aber genausowenig herzlos von einer anstrengenden Aufgabe zu nächsten. Genau so gilt es sich im Erwachsenenalter um sich selbst gut zu kümmern. Weder die Bedürfnisse zu ignorieren, gnadenlos zu fordern, noch maßlos und unverantwortlich Laissez-faire agieren lassen.

Der liebevolle Aufpasser entscheidet

Der Schmerz, der zur Veränderung führt ist dann richtig, wenn er aus der bewussten und fürsorglichen Haltung gegenüber sich selbst entspringt.

Der amerikanische Psychiater M. Scott Peck beschrieb, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen sollten:  Im Prinzip wie mit einer Gruppe Kindern. Sie weder zu unterdrücken oder zu zwingen, dann meutern sie oder werden depressiv. Noch ihnen unkontrolliert die Führung zu überlassen. Dann gehen sie über Tische und Bänke und werden dabei immer unsicherer. Sondern ihnen zuhören und ihre Bedürfnisse anerkennen und dann fürsorglich und verantwortungsvoll Grenzen setzen und bestimmen.
Wie würdest du also für ein Kind entscheiden, für das du verantwortlich bist?

Die Extraaufgabe im Job ist also ok, wenn es nicht andauernd der Fall ist, dass nur ständig Du das Fleißbienchen im Betrieb bist und ein objektiver Gewinn für Dich damit verbunden sein wird. Wenn Dein Freund das Gleiche für dich täte, stärkt es euer Wir-Gefühl. Und manchmal ungesund zu essen, ist ebenso ok, wenn du generell auf deine Gesundheit und Ernährung achtest.

Fühle in dich hinein, was Dein Bedürfnis in diesem Moment ist…. und der bewusste, liebevolle Aufpasser in dir entscheidet.

Tina Steckling - Soulmates