Psychose Twisted Reality

Psychose – Twisted Reality


Im Gegensatz zu schicken Diagnosen wie Burn-Out oder Essstörungen, wird die Psychose eher stiefkindlich behandelt und kommt weitaus weniger als Thema in Life-Style-Magazinen vor.
Sie ist der zerlumpte Hippie-Pullover im Schrank voller Designer-Kleidung.
Dabei dürften ihre Symptome in der Partyhauptstadt Berlin durchaus häufig vorkommen, da Konsum in Kombination mit Schlafentzug einen idealen Boden für die entgrenzenden Erfahrungen und evtl. darauf folgende Schwierigkeiten bereitet.
Eine Psychose kann eine gravierende Sache werden. Dabei kommt es zu Veränderungen im Denken, Wahrnehmen und Verhalten.

Beim Konsum von LSD z.B. ist das Phänomen gewünscht und der User erfreut sich an der  neuen Brille, durch die er die Welt sieht. Eine Psychose ist oft unangenehm, bzw. beängstigend.

Wie bei allen Störungen, kann eine psychotische Symptomatik in vielen möglichen Abstufungen vorkommen:
Ein kleiner Flash-back eine Woche nach dem Party-Konsum. Oder das ungute Gefühl nachdem gekifft wurde, dass das Auto, welches so langsam hinter einem fährt zur Polizei gehört und sie es auf einen abgesehen haben … man den Gedanken jedoch wieder verwirft. Bis hin zur handfesten Überzeugung, dass man bedroht und verfolgt wird, alle um einen herum gegen einen oder sogar Spione oder Aliens sind. Häufig, neben dem Stimmen hören,  ist der Eindruck, dass Nachrichtensprecher im TV geheime Botschaften übermitteln oder die Wohnung abgehört wird. Es ist leicht nachzufühlen, wie beängstigend das sein kann.
Und auch wenn die eigenen Wahrnehmungen einem sehr real vorkommen, bleibt oft das Wissen bestehen, dass darüber zu sprechen beim Gegenüber vermutlich nicht gut ankommt.

Solange die ’schrägen‘ Gedanken und Wahrnehmungen noch in Frage gestellt werden, ist das ein gutes Zeichen. Das Schwierige an den psychotischen Störungen ist, dass der Betroffene sich oft, gerade zu Beginn normal und gesünder fühlt, je stärker sie ausgeprägt sind. Allenfalls kommen einem die anderen komisch vor. Das macht es nicht wahrscheinlich sich Hilfe zu holen.

Eine Psychose kann, vor allem wenn dergleichen schon mal in der Familie auftauchte, auch nur aufgrund von Stress oder Konsum ausgelöst werden. Oder.. einfach so auftreten. In jedem Fall ist schnelles Handeln gefragt, denn erwiesenermaßen ist ein zeitnahes Gegensteuern maßgeblich ob sie ein Dauerbegleiter wird oder sich verflüchtigt. Das nennt man dann Psychoedukation: die Vermittlung von Wissen über die Erkrankung und was positiv und negativ beeinflusst.
Als wichtigste Sofortmaßnahme ist Stressreduktion zu nennen:  eine ruhige Umgebung, keine Anforderungen, nur nette, freundliche Kontakte,  keinen lauten Streit oder Zeitdruck.
Bei allen Störungen, die das Erleben derart verändern, sollte man unbedingt einen Arzt /Psychiater aufsuchen und das gut diagnostisch abklären lassen. Der berät zu und verschreibt  bei Bedarf passende Medikamente. Man muss keine Angst haben, dass der Besuch beim Arzt  zu  Zwangsmaßnahmen führt. Das wäre nur bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung der Fall.
Bei Medikamenten ist zu erwähnen, dass wenn es dem Betreffenden sehr schlecht geht, diese ein wahrer Segen sein können und die Transmitter, die im Gehirn herumgewittern, abdämpfen können. Die Neuroleptika sind schon nicht ohne Nebenwirkungen, aber dann oftmals das kleinere Übel.

Bei milden Formen reichen unter Umständen Ruhe, eine gute Tagesstruktur, liebe Menschen um einen herum, etwas Sport und psychologische/psychoedukative Beratung aus…. und zudem auf jeglichen Konsum unbedingt verzichten.
Dabei ist die Falle im Kontakt mit den nahestehenden Menschen, dass der psychotisch Belastete typischerweise provokant, egozentrisch und rechthaberisch wirken kann und geradezu dazu einlädt sich mit ihm zu streiten. Und genau das wäre Gift für die entgleisten Botenstoffe im Gehirn.

THC steht übrigens ganz oben auf der Liste der Auslöser. Interessanterweise sind im ursprünglichen Bio-Gras Cannabinoide, die vor Psychosen schützen. Artikel in der Sueddeutschen  Diese sind in den neuzeitlichen Züchtungen aber leider nicht vorhanden. (Es gibt gerade Unternehmungen diese schützenden Inhaltsstoffe zu extrahieren um nebenwirkungsarme und kostengünstige antipsychotische Medikamente zu generieren)

Und an die lieben Menschen, die einem Betroffenen hilfreich zur Seite stehen wollen: bitte versucht nicht darüber zu diskutieren, ob die Wahrnehmungen oder Gedanken nicht realistisch sind! Das hilft nicht. Man soll sie auch nicht fälschlicherweise bestätigen, sondern auf das Gefühl dahinter eingehen. Wenn einem alle bedrohlich vorkommen, dann geht man eben dahin, wo es sich besser oder sicherer anfühlt.

Auch als Angehöriger kann man sich bei eine Beratungsstelle beraten lassen.

Tina - soulmates